Supervision, Coaching und systemische Beratung sind komplexe Themen
In unserem Abschnitt mit Fragen und Antworten finden Sie alle Erklärungen, die in der Welt der berufsbezogenen sowie der privaten Beratung wichtig sind. Ist Ihre Frage nicht beantwortet, senden Sie sie uns. Wir beantworten sie hier in unserem Abschnitt Fragen und Antworten – FAQ.
Was ist Lösungsorientiertheit?
Lösungsorientierung / Lösungsorientiertheit – Definition
Lösungsorientierte Kurzzeitberatung, lösungsorientierte Kurztherapie oder Kurzzeittherapie ist eine Form von Beratung bzw. Gesprächstherapie. Lösungsorientiertheit bedeutet, sich auf die Ressourcen und Kompetenzen von Menschen, auf die Ausnahmen von negativen Mustern und Verhaltensweisen zu konzentrieren.
Die lösungsfokussierte Kurzzeittherapie, (engl. Solution Focused Brief Therapy) wurde von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg erfunden.
Inzwischen arbeiten viele Professionen mit dem Begriff der Lösungsorientiertheit. So gibt es
- lösungsorientierte Begutachtung im Rahmen von Sorgerechtsverfahren, s. hierzu Alberstötter – Via-Konflikt
- lösungsorientiertes Coaching
- lösungsorientierte Beratung
- lösungsorientierte Therapie
Gunther Schmidt hat erwähnt, dass das gänzliche Ausklammern der Problemperspektive nicht immer hilfreich ist. Es kann durchaus zieldienlich sein, sich im Rahmen von Verschlimmerungsfragen zu überlegen, welche Haltungen, Denkmuster und Loyalitäten mit welchen negativen Resultaten verbunden sind.
Übersichtsseite Fragen und Antworten zu Supervision, Coaching, systemischer Beratung und Therapie
Was ist Delegation?
Was ist Delegation in der Familientherapie?
Erläuterung am Beispiel von „Delegation und Familie“ von Helm Stierlin
Der Wissenschaftliche Literaturanzeiger schrieb über das 1978 erschienene Buch „Delegation und Familie“ von Helm Stierlin: „Die Beiträge des Bandes verarbeiten eine Fülle von Fallbeispielen und therapeutischen Erfahrungswerten vor dem Hintergrund der psychoanalytischen Grundannahmen zu einem komplexen System von Hilfestellung für die unterschiedlichsten familiären Konstellationen. Lesenswert für jeden, der an Einsicht in ein komplexes Gefüge von Zusammenhängen interessiert ist.“
Bemerkenswert ist der Umstand, dass Delegation, abgeleitet von lat. delegare = wegschicken, mit einer Mission, einem Auftrag, zu tun hat. Der oder die Delegierte wird zwar fortgeschickt, bleibt aber dem Sender (meistens ein Elternteil) verpflichtet. Stierlin hierzu: „Dies ist nur möglich auf der Grundlage einer starken, obwohl oft unsichtbaren und selektiven Loyalität.“
„Entgleisung des Delegationsprozesses“
„Oder seine (Anm: gemeint ist ein Sohn) Missionen können von der Art sein, daß sie ihn schweren Treuekonflikten aussetzen, z. B. wenn er als Delegierter des einen Elternteils beauftragt wird, den anderen herabzusetzen oder zu vernichten.“
Was ist ein Genogramm?
Was ist ein Genogramm in der systemischen Therapie?
Genogramme finden ihre Anwendung vor allem in der Systemischen Familientherapie. Ähnlich einem Organigramm in einem Unternehmen zeigen sie die Positionen und die Verbindungen zwischen den Personen, die an einem Familiensystem beteiligt sind. Die grafische und kommentierte Darstellung eines Familiensystems geht jedoch viel weiter. So kann sie dem Berater und dem Heimatsystem (vgl. Dr. med. Gunther Schmidt) wertvolle Hinweise auf problemstabilisierende Faktoren liefern.
Genogramm (englisch: Genogram) ist ein zusammengesetztes Substantiv aus Genealogie (altgriechisch γενεαλογία = Ahnentafel) und Diagramm (altgriechisch διάγραμμα = Ahnentafel). Mit dem Genogramm stellen Familienmitglieder dem Therapeuten dar, wie die biologische Personenverteilung (Eltern, Kinder) und die beziehungsstiftende Personenverteilung geregelt ist.
Die Menschen in einem sozialen Verbund zeigen weit mehr Verbindungen untereinander als das körperliche Erbgut.
Sichtbar werden können z. B. unsichtbare Bindungen und Bündnisse – vgl. hierzu „Unsichtbare Bindungen: Die Dynamik familiärer Systeme (Konzepte der Humanwissenschaften)“, Ivan Boszormenyi-Nagy, Geraldine M. Spark, et al.
Zwischen Familienmitgliedern können aufbauende, aber auch kräftezehrende Verbindungen bestehen – und darüber hinaus viele weitere Ausprägungen von Einflüssen.
Lesenswert ist hierzu „Delegation und Familie“ von Helm Stierlin.
Beispiele für die Genogrammarbeit
Phänomene wie die hier beschriebenen können auftreten und über die Arbeit mit dem Genogramm identifiziert und visualisiert werden:
- Abhängigkeitsbeziehungen
- Parentifizierung
- Emotionaler Missbrauch
- Loyalitätskonflikte
- Zielkonflikte
- Rollenkonflikte
- Delegation
Zusammenfassung Genogramm
Ein Genogramm ist die schematische Darstellung eines Familienverbundes. Diese Darstellung ist aus psychologischer Sicht aussagekräftiger als ein Familienstammbaum. In der Genogrammarbeit entstehen auf Therapeutenseite und bei den Klienten Einsichten und Ansichten der Beziehungen von familiär miteinander verbundenen Personen.
Lesen Sie auch den Artikel über systemische Paarberatung
Was ist die Wunderfrage?
Was ist die Wunderfrage?
Eine Wunderfrage ist eine hypnosystemische Interventionstechnik der Therapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg. Die Wunderfrage ermöglicht es Klienten in der Therapiesitzung, sich aus ihrer Problemsicht herauszubewegen und von der Lösung des Problems her zu denken.
Beispiel Wunderfrage:
„Stellen Sie sich vor, in der kommenden Nacht geschieht ein Wunder. Ihre Eheprobleme sind mit einem Mal gelöst. Woran werden Sie beim Aufwachen bemerken, dass dieses Wunder geschehen ist? Woran wird es Ihre Frau erkennen? Welche anderen Personen entdecken im Laufe des Tages, dass dieses Wunder geschehen ist?“
Die Klienten sind eingeladen, sich ein sehr konkretes Bild von der veränderten Situation, also von der Lösungssituation, zu machen.
Durch die Beschäftigung mit den Erkennungszeichen des Lösungszustandes können die Klienten entdecken, welche Veränderungen sie selbst umsetzen, um das Wunder geschehen zu lassen.