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Supervision – wann und für wen?
Sie interessieren sich für Supervision. Womöglich begegnen Ihnen einige der Anlässe für Supervision im beruflichen Alltag: Konflikte im Team, hoher Krankenstand, fehlende Ziele, unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz, Unzufriedenheit von Kunden und Partnern, Fehler in der Betreuung von Kunden, Klienten oder Patienten.
Supervision wird in der Regel beauftragt, wenn Veränderungen (Verbesserungen) erwünscht sind – bzw. Veränderungen (Verschlechterungen) abgewendet werden sollen.
Was ist Supervision?
Supervision ist ein Konzept von Begleitung und Beratung. Zu den Zielen von Supervision zählt es, Klarheit und Transparenz in Arbeitsprozesse bringen, Kompetenzen nutzbar machen, Belastungen ausbalancieren und die Kommunikation optimieren. Das Supervidieren kommt ursprünglich aus dem psychosozialen Bereich. Seit etlichen Jahren dient diese Beratungsform auch der Unternehmensentwicklung und Organisationsentwicklung.
Was sind Vorteile der Supervision?
Zu den Hauptvorteilen dieser Beratungsform zählt ihre Effizienz. Teams profitieren von der Arbeit von Supervisorin bzw. Supervisor. Die Teammitglieder (Mitarbeiter als Klienten) lernen, sich selbst zu reflektieren. Mit anderen Worten: Mitarbeiter sind nicht mehr „Opfer von Konflikten und Missverständnissen.“ Sie können als Beobachter ihres Beobachtens, Bewertens, Fühlens, Erlebens und Handelns lernen, ihre Interaktionen zu beeinflussen.
Supervisanden gelangen vom passiven Erleben zur aktiven Betrachtung, zum Blick von außen
Übersicht von Vorteilen der Supervisionsarbeit
Supervision ist vor allem eine aktive und aktivierbare Hilfe zur Selbsthilfe. Gute Supervisorinnen und Supervisoren verstehen es, je nach Auftragslage folgende Ergebnisse zu begünstigen:
- Verbesserung der Arbeit – Arbeitsergebnisse, Erfolgserlebnisse, Betriebsklima, Zufriedenheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
- Steigerung der beruflichen Kompetenz durch Lernen von sich selbst (Selbstreflexion) und im Team
- Klärung der beruflichen Rolle: Was erwarte ich von mir? Was – glaube ich – wird von mir erwartet (Erwartungserwartungen)?
- Kennenlernen der Ziele und Ansprüche des Arbeitgebers
- Auseinandersetzung mit der beruflichen Identität: Was sind meine Werte und Ziele? Klärung von Statusfragen und Entwicklungsmöglichkeiten.
- Karriere: Welche beruflichen Perspektiven habe ich in der Organisation? Wie steht es um meine Fachkompetenz? Supervision ist auch ein Lerninstrument.
- Überprüfung von Sinnhaftigkeit des beruflichen Handelns – auch im Zusammenhang mit berufsethischen Fragen
- Interne Kommunikation: Wie können wir die Kooperation zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten verbessern – bzw.: Ist das überhaupt nötig?
- Stressregulation und Burnout-Prävention durch Aufzeigen von Möglichkeiten zur Regeneration sowie verbesserte Psychohygiene und Sozialhygiene
- Zielkonflikte und Loyalitätsfragen – welche Machtgefüge und Interessenslagen dominieren den Alltag im System des Teams bzw. der Organisation?
Systemische Supervision als Metaperspektive. Was ist das: die Beobachtung der Beobachtung?
Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt (Valera, Maturana). Was heißt das? Wenn sich eine Person als glücklich beschreibt, muss sie ja irgendwie darauf gekommen sein, dass sie glücklich ist – in Abgrenzung (Unterschiedsbildung / Differenz) zu einem Zustand von Unzufriedenheit. Soweit, so klar.
Metaperspektiven in einer Organisation und in Teams
- Ein Mitarbeiter kann seinen Arbeitsplatz nur dann als gut beschreiben, wenn er ihn beobachtet – und wenn er Vergleichswerte hat.
- Eine Teamleitung kann eine Besprechung dann als produktiv erleben, wenn sie sich in der Teamsitzung selbst beobachtet und dabei z. B. feststellt: Wir sind in der Agenda auf dem richtigen Weg. Die Kollegenschaft geht gut miteinander um.
Beobachtendes Vergleichen ist an der Tagesordnung
Der Mensch erlebt sich je nach Kontext als erfolgreich oder defizitär. Ähnliche Einordnungen werden auch mit Bezug auf die Umwelten von Systemen vorgenommen.
In der systemischen Supervision sollen die Supervisanden eine Beobachterposition etablieren können. Dazu zählt auch, dass sie lernen, sich als Beobachter zu beobachten.
Wenn ich bemerke, wie ich mich dabei beobachte, während ich mich oder andere abwerte oder überhöhe, kann ich gegebenenfalls ausgleichend einwirken.
Solche Selbstbeobachtungen gibt es am Arbeitsplatz und in Situationen aus dem privaten Leben. Supervision betrifft stets die gesamte Komplexität des menschlichen Lebens, die in einem immer währenden Spannungsfeld zwischen Pflichterfüllung in der Außenwelt bei gleichzeitiger Erwartung und Einforderung von Loyalität im Familiensystem (Heimatsystem, s. Dr. Gunther Schmidt) besteht und bestehen bleibt.
Supervisanden lernen, sich als interaktionelle Teile eines Systems zu verstehen.
Was ist ein System in der Organisation?
Systeme in der Organisation sind Funktionseinheiten in ihren jeweiligen Wechselwirkungen, Eigenständigkeiten und Abhängigkeiten. Als Systeme in einer Organisation können z. B. gelten:
- Unternehmensführung
- Betriebliches Gesundheitsmanagment
- Abteilungen
- Teams
- Eine Person in ihrer Rolle
- Das Marketing
- Die Entwicklungsabteilung
Sobald sich eine Person in ihrer Rolle und in ihrem Handeln selbst beobachten kann, wird sie souveräner in der Interaktion mit ihrem Umfeld.
Die Systemdefinition von Niklas Luhmann eignet sich besonders gut für die Supervision. Der Soziologe beschrieb ein System als Phänomen von Kommunikation. Es sind Dialoge, Verabredungen und Aufträge (implizite wie explizite), die ein soziologisches System zum System werden lassen.
Exkurs Systemtheorie: Was ist Kybernetik I. und II. Ordnung?
Der Begriff der Kybernetik (Leitung, Regelung, Steuerung, vgl. griech. κυβέρνησις kybernesis) geht nach ihrem Begründer Norbert Wiener in erster Linie auf mechanistische Zusammenhänge und Wirkweisen in Systemen (ursprünglich Maschinen und anderen technischen Einrichtungen) zurück.
Die Kybernetik ist inzwischen eine Wissenschaft auch von der Steuerung, Regelung und Selbstregulation in der Natur sowie in sozialen Systemen. Solche Prozesse sind hochkomplex.
Alltags-Kybernetik kann sich in trivialer Weise auswirken:
Menschen handeln oft wie Thermostaten – sie korrigieren und stabilisieren Istwerte im Abgleich mit fragwürdigen bzw. unerreichbaren Sollwerten. Häufig geschieht dies unbewusst.
Was heißt das, Menschen würden wie Thermostaten handeln?
Technisch kybernetische Steuerungssysteme beinhalten meistens Regelungsinstrumente wie Thermostaten, Manometer oder Waagen, die einen Betriebszustand erfassen und an eine Steuerungseinheit weitergeben. Die Steuerungseinheit gleicht Abweichungen von Sollwerten durch einen Automatismus aus. In Heizungen, Gebäuden und Maschinen ist das sinnvoll.
In der Interaktion von Menschen kann mechanistisches Handeln zum Problem werden
Beispiel: Das haben wir schon immer so gemacht. Abweichungen von der bisherigen Gangart werden unreflektiert zurückgedreht; ein System stabilisiert sich in einem negativen Zustand von selbst (Problemstabilisierung).
Reflexartige Problemstabilisierungen finden sich in allen Gesellschaftsbereichen sozialer Systeme:
- Intrapersonale Systeme im Individuum, Sigmund Freuds Theorie von „Ich, Es und Über“ war die damals noch eine sehr verkürzte Darstellung des Menschen. Inzwischen sind aus Transaktionsanalyse (Eric Berne), Hypnotherapie (Milton Erickson) und Familientherapie (Virginia Satir) die Ego-State-Konzepte hervorgegangen.
- Familiensysteme
- Freundschaften
- Teams
- Abteilungen
- Parteien
- Organisationen
Berufliche und organisatorische Veränderungen – Chance oder Bedrohung?
Wie wir sehen, haben Systeme die Tendenz zur Selbststabilisierung. Wertvorstellungen, Loyalität, Ziele, aber auch schlichte Gewohnheiten können Veränderungsprozesse aufhalten oder sogar blockieren.
Wenn berufliche und organisatorische Veränderungen anstehen, können diese sowohl positiv als auch negativ erlebt werden. Es kann hier zu komplementären und symmetrischen Kommunikationen kommen
Beispiel für komplementäre Kommunikation im Rahmen von Veränderung
- Organisationsleitung erlebt Veränderung (z. B. Lohnerhöhung) als Bedrohung
- Mitarbeiter stufen dieselbe Veränderung als notwendig und sinnvoll ein
Hier ist der umgekehrte Fall:
- Organisationsleitung definiert Veränderung (z. B. Arbeitszeitverlängerung in einer Übergangsphase) als notwendig
Mitarbeiter erleben diese Veränderung als Beschneidung ihrer Rechte als Arbeitnehmer
Beispiel für symmetrische Kommunikation im Rahmen von Veränderung
- Organisationsleitung sieht unternehmerischen Handlungsbedarf durch steigenden Wettbewerb
Mitarbeiter und Teams sehen dieselbe Herausforderung und erhöhen ihren Arbeitseinsatz:
Übertragen auf die Kommunikation im Unternehmen, auf die Supervision und die Organisationsentwicklung heißt das:
Die Wirkung von Kommunikation muss allen Beteiligten in der Organisation einleuchten. Das ist die Grundlage für eine Organisationsentwicklung, die Komplexität nicht als Gefahr sieht, sondern als Tatsache.
Der Manager als Supervisand. Der Mitarbeiter als Supervisand. Das Team und die Organisation als Systeme in einem System mit komplexen Strukturen. Die gesamte Belegschaft inklusive Organisationsleitung als Supervisionsgruppe.
Supervision in Organisationen ist entscheidend für die Organisationsentwicklung
Überlebensfähig sind Organisationen dann, wenn sie sich immer wieder neu zur Selbstreflexion und Selbstkritik befähigen und befähigen lassen.
Professionellen Handeln in institutionellen Strukturen
Menschen bleiben Menschen, auch wenn sie durch die Drehtür eines Firmengebäudes gehen. Der Mensch kann weder seine Kompetenzen verlieren noch seine Ängste negieren. Was ist damit gemeint?
Kompetenzen bleiben immer erhalten – sie können jedoch zeitweise dissoziiert ein
Die beruflichen und lebenspraktischen Erfahrungen eines Menschen gehen nicht schlagartig verloren, wenn es zu einer Konfliktsituation kommt. Allerdings kann es sein, dass die Kompetenzen nicht allesamt zur Verfügung stehen, wenn es mal knallt. Man spricht vom Phänomen der Dissoziation.
Meistens übernehmen in Eskalationssituationen die Funktionen des Mittelhirns (Limbisches System) die Regelung (Kybernetik) des Geschehens. Einer schreit den anderen an oder kündigt im Affekt fristlos.
Eine Aufgabe von Supervision ist es daher, professionelles berufliches Handeln auch dann zu ermöglichen, wenn es „menschelt“ – wenn also Ängste, Ärger, Bedrohungen, Fluchtimpulse usw. spürbar werden. Alles, was man z. B. als Vortragender in einer Bilanzpressekonferenz nicht präsentieren sollte.
Ängste und Vorbehalte bleiben bei uns – wir können lernen, ökonomisch mit ihnen umzugehen
Vertreter von Spaßgesellschaft und Gutelaunekultur, die gerne alle Hierarchien abschaffen und zu allen Du sagen wollen, übersehen eines: Es ist eben kein Zeichen von Unhöflichkeit oder Uncoolness, im Arbeitskontext mit einer gesunden Distanz zueinander aufzutreten.
Bestimmte Ängste und Vorbehalte gegenüber unserer Umgebung sind erstens angeboren und zweitens lebensnotwendig. Es wäre keineswegs hilfreich, sich allen Personen in einer Organisation hemmungslos in die Arme zu werfen.
Systemische Supervision ermöglicht somit zweierlei:
- Bestätigungen und Korrekturen interpersonellen Interagierens (Teamsupervision)
- Etablierung der Kybernetik 2. Ordnung durch intrapersonale Kommunikation – also zwischen den Persönlichkeitsanteilen von Führungskräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Unternehmen und Organisiationen (Einzelsupervision und Teamsupervision für das „Innere Team“).
Zusammenfassung Hauptthemen / wichtige Fragen zur Supervision
Wo kommt Supervision zum Einsatz?
Supervision kommt im der sozialen Arbeit psychosozialen Bereich und in Unternehmen / Organisationen zum Einsatz.
Wann und für wen ist eine Supervision sinnvoll?
Supervisoren werden gerufen, wenn es zu Konfliktsituationen oder vermehrtem Arbeitsanfall kommt – aber auch zur dauerhaften Begleitung von Teams und Arbeitsabläufen. Auch dann, wenn sich ein Team neu zusammenfindet oder wenn der Aufbau eines Teams Veränderungen unterliegt.
Welche Arten von Supervision gibt es?
Äußere Formen von Supervision:
- Einzelsupervision
- Teamsupervision
- Gruppensupervision
- Kollegiale Beratung / Intervision
Inhaltliche Formen von Supervision:
- Fallsupervision – speziell im psychosozialen Kontext
- Teamsupervision
- Konfliktmoderation / Mediation
Wie funktioniert eine Supervision?
Die Supervisorin bzw. der Supervisor lädt die Supervisanden dazu ein, ihre Anliegen, Fälle und Konflikte vorzutragen. Im Plenum, aber auch in Kleingruppenarbeit, werden die Supervisanden dazu angeregt, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und Lösungen aus dem Team bzw. der Gruppe heraus zu entwickeln.
Was macht den systemischen Ansatz aus?
Der systemische Ansatz hilft vor allem dabei, die Wechselwirkungen in sozialen Systemen jeder Größenordnung zu verstehen … und im erforderlichen Fall günstig zu beeinflussen bzw. zu Veränderungen anzuregen.
Literaturempfehlungen Supervision und Systemik
Luhmann-Handbuch – Leben – Werk – Wirkung
Herausgeber: Jahraus, O., Nassehi, A., Grizelj, M., Saake, I., Kirchmeier, C., Müller, J. (Hrsg.
Verlag Luhmann, N. (2004): Einführung in die Systemtheorie, 2. Aufl., Heidelberg: Carl-Auer-System Verlag
M.: Suhrkamp. Simon, F. B. (2006): Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg: Carl-Auer
C-FT) 28.10.2020 Personenzentrierte Systemtheorie 23.09.2020 Ich schaff’s! – Spielerische Lösungen
Baecker, D. (Hg.), (2005): Schlüsselwerke der Systemtheorie, Wiesbaden: VS – Verlag für Sozialwissenschaften
Aufl., Piper. Willke, H. (1993): Systemtheorie, Stuttgart, Jena: Fischer Verlag
Den richtigen Supervisor finden
Was ist der richtige – der passende Supervisor? Es hängt mit Ihren Aufgaben und Zielen zusammen.
- Für einen Pflegedienst z. B. kann einmal monatlich eine Reflexion der Arbeitsabläufe reichen.
- Eine städtische Drogenberatung sucht womöglich 14tägig eine Fallsupervision.
- Wieder anders sieht es bei einer HR-Abteilung im Unternehmen aus – diese wünscht sich wöchentliche Supervisions-Sitzungen.
Die Chemie muss stimmen. Natürlich müssen Supervisanden und Supervisor auf persönlicher Ebene zusammenpassen. Es muss aber auch Einigkeit erzielt werden hinsichtlich der Aufträge (s. hierzu auch „Auftragsklärung“ und der Ziele (hierzu gibt es einen Beitrag über erreichbare Ziele).
Worauf sind wir als Supervisoren spezialisiert?
Erfahren Sie auf der Informationsseite über uns mehr zu unserem Hintergrund als systemische Berater und Supervisoren.
Sie sehen es an den Szenen in den Buchstaben des Schriftzuges: So gut wie alles lässt sich supervidieren.