Hohe Abfindung mitnehmen und ohne Outplacement gehen?
Eine hohe Abfindung mag auf den ersten Blick verlockend wirken. Auf den zweiten Blick wird aber klar, wie schnell diese Reserve aufgezehrt sein kann. Dies ist zumal dann wichtig, wenn es mit der Jobsuche nach dem Ausstieg aus der ehemaligen Firma doch nicht so schnell funktioniert wie erhofft.
Über die absolute Höhe der Abfindung wird viel diskutiert. Dabei wird aber vergessen, dass Abfindungen nur unter bestimmten Umständen „sicher“ sind. Es kommt immer auf das persönliche Verhandlungsgeschick an. Dabei ist eines wichtig zu beachten:
Denken Sie immer daran, welche Interessen ein Arbeitgeber hat, der kündigen muss. Jedem Arbeitgeber dürfte an einer unauffälligen, geräuschlosen Abwicklung des Jobwechsels gelegen sein. Dies kann die Tür für Verhandlungen auch in solchen Fällen öffnen, in denen eine Abfindung weniger wahrscheinlich ist.
Deshalb können Sie, sollte eine Abfindung in Ihrem Fall nicht zur Debatte stehen, ersatzweise um eine Outplacementberatung bitten. Würden Sie die Einzelleistungen im Outplacement aus eigener Tasche bezahlen, kämen hier einige Kosten auf Sie zu. Kosten, die eine Abfindung schmälern würden. Deshalb kann es sinnvoll sein, langfristig zu handeln und mit dem kündigenden Arbeitgeber zusätzlich zu einer Abfindung bzw. wenn diese nicht denkbar ist – ersatzweise ein Outplacement zu vereinbaren.
Outplacement ist (wie Unternehmensberatung) in die Kritik geraten
Man hört und liest, es würde sich bei den Programmen rund um Outplacement- und Newplacement-Beratung um Lippenbekenntnisse handeln, um den Versuch des Weißwaschens von Unternehmen.
Was ist Outplacement – bzw. was sollte es sein?
Im Idealfall ist Outplacement ein Konzept, mit dem sich zwei Vertragspartner im Einvernehmen voneinander trennen, weil der gehende Teil (Mitarbeiter) vom Noch-Arbeitgeber eine Beratung für das Finden einer neuen Arbeitsstelle bekommt.
In den Hochglanzbroschüren sind alle happy. Auch die gekündigten Mitarbeiter sind glücklich, weil sie professionell von A nach B gecoacht werden. Aber so einfach ist es nicht.
Warum wird Outplacement kritisiert – und wofür?
Der Deal – so wird es immer wieder unterstellt, soll in etwa so aussehen:
- „Wir wollen Sie loswerden. Wir zahlen Ihnen zur Abfindung einen Berater, der Ihnen bei den Bewerbungen hilft. Und dafür machen wir uns gegenseitig keinen Stress.“
- Im Internet kursieren Berichte, laut denen es besser wäre, der entlassende Arbeitgeber würde die Summe für die Outplacementberater dem scheidenden Arbeitnehmer auf die Abfindung drauflegen
- Solche Berichte zeugen von einem Irrtümern und Fehlern
- Irrtümer und Fehler auf drei Seiten – Stichwort Dreiecksvertrag im Coaching
Dreiecksvertrag im Coaching – wenn er zur Falle wird
Wenn das Thema Outplacement (Newplacement) nur zur Beruhigung des Gewissens und zum Herstellen des Burgfriedens im Unternehmen gedacht ist, kommt es unweigerlich zu einem Zweiseitenvertrag (Auftraggeber und Outplacement-Firma), bei dem der gekündigte Angestellte außen vor bleibt.
Typische problematische Erwartungen
Der Auftraggeber hat die Erwartung, der Outplacementberater würde ihm die Verantwortung für einen wertschätzenden Abschied abnehmen. Der Klient hat die Erwartung, er würde im Newplacement einen Job auf dem Silbertablett serviert bekommen und müsste nur unterschreiben. Und der Coach im herkömmlichen Outplacement-Geschäft gibt sich felsenfest davon überzeugt, den gekündigten oder per Aufhebungsvertrag gehenden Mitarbeiter problemlos und rasch in Arbeit bringen.
Alle Seiten werden enttäuscht sein. Wenn sie nicht von ihren Erwartungen weggehen und sich dem stellen, was Tatsache ist:
- Das Unternehmen wollte oder musste sich trennen
- Eine Arbeitsbeziehung ist gescheitert.
- Häufig sind persönliche Befindlichkeiten im Spiel – auch Mobbing.
- Jobsuche ist keine Urlaubsbuchung.
- Schmerzhafte Vorgänge lassen sich nicht schönreden.
Wünschenswert wäre eine aufrichtige Auseinandersetzung und Aufarbeitung zwischen dem ehemaligen Arbeitgeber und dem gekündigten Mitarbeiter.
Ist ein Gespräch nicht mehr möglich, weil sich die Fronten verhärtet haben, so kann die aufbauende Arbeit mit dem gekündigten Mitarbeiter viel Entlastung für ihn und sein persönliches Umfeld bringen.
[toc]