Konstruktivismus

Konstruktivismus: Wie bauen wir uns heute unsere Welt?

Konstruktivismus: Wissen Sie jetzt nichts. Dann wissen Sie gleich mehr

Konstruktivismus – genaugenommen der Radikale Konstruktivismus – ist eine sehr nützliche Denkrichtung. Kurz zusammengefasst: Radikaler Konstruktivismus besagt, dass es „die“ Realität fast nicht gibt. Ich ergänze: fast nicht, weil auch die Feststellung, es gäbe keine Realität, bereits eine wirklichkeitsbehauptende Realitätskonstruktion ist. Zur Konstruktion einer Realitätsbeschreibung zählt stets ein Kontext. Ohne Kontext kein Raum, in dem etwas in Abgrenzung zum Raum existiert (wörtlich: aus sich heraus ist). Das ist ungemein nützlich für alle, die etwas verändern wollen.

Es gibt keine Realität?

Zumindest gibt es keine Wirklichkeit in einer objektiv und umfassend (allgemeingültig) beschreibbaren Form. Es ist nicht zielführend zu sagen: Herr Meier ist ängstlich. Auch wenn er in einer bestimmten Phase ängstlich war oder in einer Situation immer wieder von Furcht berichtet: Realität ist abhängig von der Person, die sie als existent beschreibt. Wer sich die Umstände für ein Verhalten oder Empfinden genauer ansieht, kann in diesen fündig werden. Und eine temporäre, eine entwicklungsfähige, also veränderbare Wirklichkeit finden.

Was sagt der Kontext über eine Realität aus?

Es kommt natürlich auf den Kontext an. Realität entsteht immer in den Augen einer Person, die sie als existent beschreibt. Es ist eine subjektive und situative Realität, wenn jemand wie im Eingangstext einem Menschen eine Eigenschaft zuschreibt. Angst zu haben ist nicht mit Ängstlichkeit gleichzusetzen. Das, was ich in diesem weltweit einzigartigen Moment über mich und meine Umgebung wahrnehme, kann ich versuchen mitzuteilen. Aber ich kann es niemals so teilen, dass mein Gegenüber zu einem echten Teilhaber meiner Wahrnehmung wird. Weil in mir Werte, Maßstäbe, Erfahrungen, Gefühle usw. angelegt sind, in deren Kontext mein Bild von diesem Augenblick immer einzigartig ist und bleiben wird.

Paul Watzlawick fragte: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Sein Beitrag zu diesem Thema hat viele Menschen in ihren Annahmen über das Leben erschüttert: positiv, weil sich mit der Idee von einer erzeugten Realität wie nebenbei die Idee der Erzeugung von Realität verbindet. Das ist der Acker, auf dem Veränderungen in die Höhe sprießen können. Morgens gesät, am Vormittag schon in voller Blüte.