Mediation beginnt vor der Betrachtung zwischenmenschlicher Kommunikation
Wir arbeiten mit den Klienten für die Klärung von Wertvorstellungen, Ansprüchen und Sicherheitsbedürfnissen, die sie an sich und ihre Welt haben. So kann eine Sitzung, zu deren Beginn die Beschreibung eines unmöglichen Chefs oder einer zerrütteten Beziehung steht, in den Auftrag einer Neuordnung von inneren Positionen und Beziehungen des Klienten werden.
Die Erleichterung und das Glück sind groß, wenn Menschen in sich zu einer lange ersehnten Gelassenheit finden, für deren Verlust bzw. Mangel sie bislang ihr Umfeld in Haftung zu nehmen versuchten. Dies sollte Mediation leisten, denn sonst beschränkt sie sich auf Waffenstillstandsverhandlungen.
Bei klassischen Mediationsaufträgen erleben wir Vier-Augen-Vorgespräche zwischen den Konfliktbeteiligten als enorm hilfreich. An diese Vorgespräche schließen sich Verhandlungen an, in denen die Metaperspektive (Supervision) eingenommen wird.
Soweit unsere Leistungsbeschreibung. Wollen Sie wissen, wie unser Ansatz von Mediation aufgebaut ist und wirkt, lesen Sie weiter. Erfahren Sie, welche Erkenntnisse und Zusammenhänge hinter unserem Vorgehen stehen.
Zu Streit und Krieg führt die Angst einzelner Personen vor Verlusten
So gut wie immer geht es in Streitigkeiten, die in einer Mediation geführt werden, vorrangig um
- Leben
- Sicherheit
- Macht und Einfluss
- Ansehen
- Wohlstand
Dies sind die Hauptanlässe für Auseinandersetzungen. Menschen gehen davon aus, sie müssten sich – notfalls bewaffnet – gegen andere zur Wehr setzen. Die anderen, um die es geht, erleben eine Situation ebenfalls als bedrohlich. Was geht dem voraus?
Wie kommt es zu der Annahme, das Leben und die Sicherheit wären in Gefahr?
Sehen wir uns die oben erwähnten Konfliktthemen näher an. Erbschaftsauseinandersetzungen, Beziehungskonflikte, Familienkonflikte, Nachbarschaftsstreitigkeiten sind hochemotional aufgeladen.
Verlassen wir jetzt die Ebene des Zwischenmenschlichen und versuchen, in die Menschen zu blicken. Solche Themen nehmen die Beteiligten meistens als Angriffe auf die Grundpfeiler ihres Lebens wahr – sonst könnten es keine aufgeladenen Konflikte sein. Die Zusammenhänge für solche Interpretationen liegen meistens in der Vorgeschichte eines Menschen, in seiner Selbstbetrachtung und Weltsicht. Der Begriff der Ehre erfährt zudem eine brisante Aufladung.
- Lass dir nichts gefallen
- Trau – schau – wem
- Der Klügere gibt nach
- Das steht mir / dir zu!
- Ich habe einen Anspruch darauf!
- So etwas macht man nicht.
- Bei uns hätte es das nie gegeben.
- Das ist eine rote Linie
Konflikte im Außen entstehen auf der Basis von Konflikten im Inneren
Manche Zeitgenossen verwechseln die Anwesenheit eines Obstbaumes an ihrer Grundstücksgrenze mit einem Angriff auf ihre Integrität. Andere erleben den neuen, in seinem Gebiet fähigen Kollegen im Team als Infragestellung ihrer eigenen Eignung. Wieder andere können es nicht verwinden, wenn ihre Lebenspartner einen gewissen Prozentsatz Eigenleben auch in einer Beziehung bewahren wollen. Aus maximalen Besitzansprüchen resultiert häufig der Totalverlust. Und dann muss der Mediator alles geben, um noch Schlimmeres zu verhindern.
So werden im Außenbereich, also zwischen den Menschen, Auseinandersetzungen geführt, die schnell zu Kleinkriegen eskalieren – inklusive körperlicher Gewalt. Die Betrachtung der jeweiligen Anlässe bzw. des realen Streitwerts lässt solche Mittel als inadäquat erscheinen. Dennoch werden viele Auseinandersetzungen um äußerliche Nichtigkeiten mit Verbitterung geführt.
Ego-States geraten in Konflikte und verlagern diese nach außen
Die Ego-State-Therapie entstand in der Traumatherapie. Ego-States sind Ichzustände, in die wir innerhalb von Sekundenbruchteilen hineingeraten können. Doch dies gilt nicht nur im Zusammenhang mit plötzlichen Erinnerungen an traumatische Ereignisse (Flashbacks).
Ego-States können auch innere Wertesysteme sein, die in der Sozialisation entstanden sind oder in einer Gesellschaft als Gesetz gelten.
Diese Ichzustände sind keinesfalls immer von kurzer Dauer. Sie können auch zu einer dauerhaften Haltung werden. Die verhärtete Position in einer Familienstreitigkeit kann sogar über Jahrzehnte zu einem Ego-State (im jeweiligen Bezug zu einem Gegenüber) führen, das sich in der Feindschaft oder sogar im Kriegszustand befindet. Innerer Aufruhr und Unversöhnlichkeit werden sogar vererbt, s. Naher Osten. Deshalb ist die Vergebung nicht nur im religiösen Sinn von entscheidender Bedeutung. Vergebung und Verhandlungsbereitschaft beginnen in unserer Arbeitimmer in einem Mediationsprozess im Inneren eines Menschen.
Innere Kämpfe durch Mediation in ambivalentes Abwägen bringen
Das mit unseren Klienten vereinbarte Ziel unserer Mediationsarbeit ist es, die Persönlichkeitsanteile von Menschen miteinander ins Gespräch, in Verhandlungen zu bringen. Das kann so aussehen:
Ergebnis einer intrapersonalen Mediation
Während mich eine meiner Seiten davor warnt, auch nur einen Millimeter von meiner Position abzuweichen, stärkt mich eine andere Seite, die mir Sicherheit gibt. Während eine Seite den Verlust aller Macht befürchtet, ist eine andere Seite da, die sich dieser Verlustangst fürsorglich annimmt.
Entscheidend ist es, dass die zerstrittenen Personen bei Wahrnehmung ihrer Unsicherheiten in die Verhandlungen gehen – und diese möglichst auch thematisieren. Geäußerte Unsicherheit kann in festgefahrenen Verhandlungen zu einer Entspannung führen, weil sich mit einem Mal alle unsicher fühlen dürfen: unsicher auch hinsichtlich der Sinnhaftigkeit der Auseinandersetzung auf dem bisher geführten Niveau.
Wir arbeiten mit dem Paradoxon der Verunsicherung, die zu mehr Sicherheit führt
Verunsicherung bei den kampfbereiten inneren Seiten zu stiften ist somit ein wichtiges Zwischenziel. Es geht um die friedensstiftende bzw. waffenstillstandsanbahnende Wirkung der Frage: Sollen wir alle wirklich alles verlieren – oder können wir uns so vergleichen, dass wir so viel wie möglich gewinnen und gleichzeitig der anderen Seite zugestehen?
Jede Form von Mediation beginnt mit Friedensverhandlungen, die innerhalb der an einem Konflikt beteiligten Menschen geführt werden.
Sie erleben eine Auseinandersetzung, in der es keine Lösung zu geben scheint?
Wir beraten Sie.
Und wir beraten Sie auch zu der Frage, wie sich Beziehungen gestalten lassen, wenn es keine Lösungen im bisher angestrebten Sinn geben kann – sondern andere, ungewöhnliche und überraschend naheliegende.