Eine einfache Aufgabe
Stellen Sie sich vor, Sie sollen sich von der Stelle, an der Sie sich in diesem Moment befinden, an einen 1 km entfernten Punkt begeben und dort einen Brief abgeben. Wenn sich diese Aufgabe in einem sicheren Umfeld abspielt, ist das ein einfaches Unterfangen.
Jetzt im Vergleich dazu der Vermeidungsmodus: einfache Aufgabe fast unlösbar
Stellen Sie sich vor, Sie sollen sich von dem Platz, an dem Sie sich gerade befinden, an einen 1 km entfernten Punkt begeben – allerdings so, dass niemand Sie auf dem Weg dorthin sieht. Hier sind Sie im Vermeidungsmodus. Es wäre im Design der Aufgabe ein Fehler, wenn Sie jemand sehen würde, während Sie 1 km zurücklegen.
Viele Menschen handeln zaghaft, trauen sich wenig zu in der Angst, etwas falsch machen zu können.
Vermeidungsmodus verlassen
Das Leben im Vermeidungsmodus ist sehr anstrengend und blockiert enorm viel Energie. Im Akzeptieren möglicher Fehler liegt eine große Souveränität.
Dr. Gunther Schmidt, Initiator und Wegbereiter des hypnosystemischen Ansatzes, hat hierzu eine eindrucksvolle Demonstration entwickelt. Ich habe diese einmal bei einem Vortrag in der sysTelios-Klinik in Siedelsbrunn gesehen. Er steht an einer Stelle und beschreibt, warum es wichtig ist, vom heutigen Standpunkt aus einen Vertrag mit seinem zukünftigen Ich zu schließen. In diesem Moment geht er einige Schritte und dreht sich um. Aus der Perspektive des künftigen Ich – also nach einer Entscheidung – sagt er zum aktuellen Ich (dessen Position er für diese Darstellung kurz verlassen hat): „Ich werde zu dir stehen, auch wenn sich deine Entscheidung nicht als die beste erwiesen haben wird.“ Dann geht er zurück auf die Startposition und sagt in Richtung gedachtes Zukunfts-Ich: „Auf dieser Basis können wir zusammenarbeiten, ich werde meine Entscheidung treffen.“ Dieser Text ist ein Auszug aus dem neuen Burnout-Fachbuch.
Diese Haltung ist vorweggenommene Fehlerfreundlichkeit, also Loyalität mit sich in jedem Fall, was auch immer eintreten mag.