Zuversicht ist der Blick nach vorne, wo irgendwo ein Lichtblick sich aufmacht, das Dunkel des Moments in Frage zu stellen, zu verwischen, um dann zu erstrahlen. Dieser Satz liest sich womöglich poetisch, doch er beschreibt die Essenz der Zuversicht. Zuversichtlich zu sein heißt, das aktuelle Dunkel anzunehmen, zu sehen und dennoch über es hinwegzusehen.
Inhaltsverzeichnis
Warum sollten wir zuversichtlich sein?
Zuversicht ist ansteckend. Zuversichtlich zu sein bedeutet nicht nur, sich selbst gut auf einen Moment oder den Tag eingestimmt zu fühlen. Eine zuversichtliche Haltung kann man auch jemand anderem geben.
Wenn man einem anderen Menschen vermittelt, dass man an ihn glaubt, kann das zu einem hohen Maß an Zuversicht führen.
Zuversicht ist ein interessantes Wort, denn es beschreibt nicht nur, wie man sich in seinem eigenen Leben fühlt!
Wenn wir Menschen finden, denen etwas Positives widerfährt, gibt es dieses Gefühl der Aufregung, von dem jeder auch etwas haben möchte.
All das Gute, das einer Person widerfährt, bringt uns dazu, dass wir uns wünschen, dass Gutes auch uns selbst oder anderen wichtigen Teilen unseres Lebens, wie z. B. Familienmitgliedern, widerfährt.
Fragen wir anders: Was ist, wenn die Zuversicht fehlt?
Wenn jemand dauernd mit düsteren Vorahnungen durchs Leben geht, dann wird sich auch diese negative Energie verbreiten. Auch das ist ansteckend! Wenn jemand anderes bei etwas scheitert oder einen Fehler macht, haben wir leicht das Gefühl, dass das gleiche Versagen auch uns passieren könnte. Pessimismus und der Umgang mit Menschen, die Zweifler sind, kann schädlich für Ihr eigenes Selbstvertrauen sein.
Dies ist der Grund, warum der Umgang mit den eigenen Emotionen wichtig ist, um ein gutes Selbstwertgefühl zu erhalten.
Als menschliche Wesen sind wir unglaublich anfällig dafür, uns von dem beeinflussen zu lassen, was andere Menschen denken und tun: weil wir so viel gemeinsam haben; unsere Überzeugungen und Wünsche zum Beispiel. Wenn also jemand anderes von sich selbst oder von etwas überzeugt ist, können auch wir uns auf die gleiche Weise überzeugen.
Welche Rolle spielt Zuversicht in der Therapie?
Zuversicht ist die Basis für jede Form von Beratung und Therapie. Im hypnosystemischen Sinn ist Zuversicht ein Abbild dessen, was wir als Gesamteindruck von einem erstrebenswerten Zustand erleben.
Zuversicht wird somit auch körperlich spürbar.
Ist Zuversicht gleichbedeutend mit Optimismus?
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen Zuversicht und Optimismus.
- Der Optimismus ist die (an sich sympathische) Haltung, im Zweifelsfall eher zu lächeln als den Kopf in den Sand zu stecken. Eine besondere Ausprägung des Optimismus ist der Überoptimismus. Überoptimisten werden oft als Einfaltspinsel abgewertet, weil sie sich mit Motivationssprüchen einlullen, statt auch einmal niedergedrückt zu sein, wenn das gerade angemessen ist.
- Die Zuversicht hingegen bezieht sich auf eine konkrete Situation, in der es Herausforderungen gibt:
• geschäftliche Krisen
• persönliche Krisen wie Ehekrise, Sinnkrise, Erziehungskrise
• Zielkonflikte
• Loyalitätskonflikte
• Projekte mit absehbar großem Aufwand
Zuversicht: die Kraft, die etwas in Bewegung setzt
Zuversicht setzt Kräfte frei und wird selbst zur Kraft, die etwas in Bewegung setzt.
Wie können Sie sich das vorstellen – einfach nur positiv denken und sagen: das wird schon?
Positives Denken ist grundsätzlich gut. Es braucht jedoch mehr, damit aus einem wohlwollenden Gedanken auch ein konstruktiver Einfall, eine Lösung wird.
Nehmen wir an, Sie befinden sich gerade in einer Herausforderung: Sie sollen ein Projekt leiten oder einen Streit schlichten. Sie wissen aber noch nicht, woher Sie die Ressourcen dafür nehmen sollen.
Hier ist es hilfreich, eine zuversichtliche, nach vorne blickende Haltung zu entwickeln.
Zuversicht hat viel mit dem Sehen zu tun.
Wir müssen vor unserem inneren Auge etwas sehen, es uns ausmalen, um es dann tatsächlich Realität werden zu lassen.
Gehen wir wieder zu dem Beispiel des Projektes, das ein Mensch abwickeln soll, aber noch nicht weiß, wie:
Erinnern Sie sich daran, welche Aufgaben Sie früher bereits gelöst, welche Projekte Sie schon abgewickelt haben.
Das aktiviert in Ihnen das Bewusstsein und damit das gesamte neuronale Netzwerk des Lösens, des Kombinierens und kreativen Schaffens.
Bei Problemlösungen ist es entscheidend, in einen Modus des Gewahrseins für alles Denkbare und auch Undenkbare zu kommen.
Das Undenkbare spielt bei einer Lösung und bei der Zuversichtlichkeit die Hauptrolle. Denn: Lösungen finden wir nicht so sehr durch das Denken. Im entscheidenden Moment der Lösung ist ein Bild vom Lösungszustand vorhanden.
Dieses Bild beschreibt der Mensch, und man könnte meinen, er hätte lange genug angestrengt und analytisch nachgedacht.
Tatsächlich ist das Finden einer Lösung eine visionäre Aufgabe. In eine gute Zukunft blicken.
Warum wir „Kopf hoch!“ sagen
Kopf hoch, wird schon. Das ist nicht nur eine freundliche Aufforderung, aufzublicken. Es ist auch die Regieanweisung für die Haltung, die wir für Zuversicht einnehmen sollen, damit Zuversicht entstehen kann.
Zuversicht ist eine präzisierte Form des Optimismus – und erlernbar
Zuversicht ist eine präzisierte Form des Optimismus.
Was heißt das?
Präzisierte Form des Optimismus, das ist Lächeln mit weit geöffneten Augen. In der systemischen Praxis in Frankfurt erarbeiten wir mit unseren Klienten konkrete Bilder von Zukünften, in denen sich unsere Klienten befinden wollen.
So entsteht die unerschütterliche Gewissheit, dass es in jeder noch so ausweglosen Situation eine Strategie gibt, mit ihr umgehen zu lernen.
Lebensmut wiederfinden
Einer der Grundsätze in der systemischen Beratung: erhöhe die Anzahl der Wahlmöglichkeiten.
Damit finden Menschen auch in schwierigen Lebenslagen und akuten Krisen ihren Lebensmut wieder.
Es geht darum, eine Verabredung mit der eigenen Persönlichkeit zu treffen, die man jenseits der Krise sein will.
Positive und konstruktive Selbstwirksamkeitserwartung
Selbstwirksamkeitserwartung ist wichtig – entscheidend ist eine positive und zielstrebige Selbstwirksamkeitserwartung.
- Ich kann diese Aufgabe bewältigen
- Ich habe schon oft Krisen durchgestanden und bin an ihnen gewachsen
- Was ich beginne, ändert sich zum Positiven
Selbstwirksamkeitserwartung ist das ideale Mittel gegen Ohnmachtsgefühle.
Deshalb arbeiten wir in der Beratung an den Erwartungen, die unsere Klienten mit Bezug auf ihre Fähigkeit des Bewirkens offenbaren. Damit die Klienten ein positives Selbstwertgefühl aufbauen, mit dem sie realistische Zuversicht zu ihrem Grundsatz machen.
Krisenbewältigung erlernen
Krisen sind Phasen der Entscheidung.
Krise leitet sich ab von dem altgriechischen Substantiv κρίσις / krísis – vor allem Entscheidung und Zuspitzung verwendet). Das Wort κρίσις wiederum geht auf das altgriechische Verb κρίνειν / krínein trennen und unterscheiden / voneinander scheiden bedeutet.
Um eine Krise zu verlassen, bedarf es einer Entscheidung. Jede Entscheidung hat mit einer Richtung zu tun.
Zuversicht kommt daher mit der Entscheidung, den Blick in eine gewünschte Richtung auszurichten und bei dieser Richtung, an einem Ziel orientiert, zu bleiben.