Aufmerksamkeitsfokussierung – Wahrnehmung und das Stören störender Muster

Aufmerksamkeitsfokussierung führt zu Wahrnehmungen. Der Vorgang der Wahrnehmung hat etwas mit Nehmen zu tun. Was von dem, das sich einem Menschen als Tatsachen zeigt, nimmt dieser als Tatsachen wahr und – mit welcher Bewertung? In der Steuerung der Aufmerksamkeit liegt der Schlüssel. Es ist der Schlüssel zu den Veränderungsprozessen. Wir arbeiten hypnosystemisch und mit dem Ansatz der Teilearbeit.

Die Befriedung und die Verwandlung von Leidensprozessen in Lebensprozesse können immer und nur von den Klienten selbst hergestellt werden. Das ist das Tröstliche und Entlastende an systemischen und hypnosystemischen Beratungen.

Klienten kommen mit dem Fokus auf Leidensprozesse in die Praxis: Leidensprozesse, die i.d.R. von anderen ähnlich beschrieben und somit bestätigt werden. Frau Person X, so sagt man, habe einen Zwang und verdiene daher eine pathologische Betrachtung ihrer Person. Hinter der Person jedoch musste ihr Menschsein mit allen Anliegen zurücktreten.

Oft befinden sich Klienten in massiven Selbstabwertungsprozessen, mit denen sie die Fremdabwertungen bestätigen (da sich oft jeder Widerstand als zwecklos erwiesen hat).

  • Eines Tages kam eine Person zu mir zur Krisenintervention. Sie beklagte ihre vermeintliche Entscheidungsunfähigkeit im Hinblick auf eine weitreichende Entscheidung und wertete sich dafür ab.
  • Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass diese vermeintliche Entscheidungsunfähigkeit ein Zeichen für ihre wertschätzende Haltung anderen Menschen gegenüber war.
  • Während sie diese Sichtweise zuließ, änderte sich bereits ihre Körperhaltung, und auch ihre Redensart über ihre Situation wurde eine andere. Sie ließ es zu, in wertschätzender Weise auf ihr Zögern zu sehen.
  • Nach wenigen Minuten konnte sie ihr Zögern bereits für sich zu nutzen.

Da wir keine Ratschläge erteilen, sondern Fragen stellen und Einladungen aussprechen, habe ich diese Person dazu eingeladen, sich bewusst hin- und her zu bewegen: zwischen den beiden aus ihrer Sicht denkbaren Ergebnissen ihrer Entscheidung. Die Person wurde eingeladen zu fühlen, welche Wahrnehmungen in welchem Fall auftreten.

Ich habe sie in ihrer Ambivalenz, ihrer Unentschiedenheit bestärkt, was einer Symptomverschreibung gleichkam. Nach etwa einer Woche hatte die Person eine aus ihrer Sicht gute Entscheidung getroffen. Die Lösung war dann einfach da.

Systemische Therapie will störende Verhaltens- und Beziehungsmuster bewusst stören. Gestörte Störmuster funktionieren (auf Dauer) nicht mehr, und somit können sich nützliche Verhaltens- und Beziehungsmuster etablieren – über die Selbstorganisation von Systemen.